Ein roter Teppich auf dem Weg ins BWT-Stadion am Hardtwald, Fanfaren am Walter-Reinhard-Stadion: An den Sportanlagen in der Jahnstraße standen am Samstag, den 25. Juli, ausnahmsweise nicht die Fußballer des SV Sandhausen im Fokus, sondern 95 Abiturientinnen und Abiturienten des Friedrich-Ebert-Gymnasiums Sandhausen. Sie bekamen während einer Feierstunde, die aufgrund der Corona-Pandemie in besonderer Erinnerung bleiben wird, ihre Reifezeugnisse im BWT-Stadion am Hardtwald überreicht – ein besonderes Ambiente für den besonderen Moment der Absolventinnen und Absolventen.
Mittendrin war dabei auch ein junger Mann, der die Sportanlagen normalerweise als Fußballer kennt: Der 18-jährige Luka Nujic, Torhüter in der U23 der SV Sandhausen, nahm auf der Haupttribüne des Stadions ebenfalls sein Abiturzeugnis entgegen.
„Daran sieht man, dass die Region zusammenhält“
Als sich die Feierlichkeiten bereits dem Ende zuneigen, strahlt Luka Nujic auf dem Parkplatz vor dem Walter-Reinhard-Stadion mit der Sonne um die Wette. Er hat seine Familie, die bei der eigentlichen Zeremonie im BWT-Stadion am Hardtwald aufgrund der Corona-Bestimmungen nicht dabei sein konnte, gefunden, die Liebsten freuen sich nun mit ihm. Dann lässt der 18-Jährige einen Luftballon in den Himmel steigen – ein Symbol für den Start in einen neuen Lebensabschnitt.
„Für mich ist es natürlich ein besonderes Gefühl, hier zu stehen und mein Abitur zu feiern. Ich möchte mich beim SV Sandhausen bedanken, dass er unserer Stufe die Möglichkeit dieser Feierstunde gegeben hat. Daran sieht man, dass die ganze Region in dieser besonderen Zeit zusammenhält und sich gegenseitig unterstützt“, sagt Luka Nujic.
„Der Verein hat mich immer unterstützt“
Eigentlich hatte er sich zu Beginn des Jahres auf eine Doppelbelastung eingestellt: Fußball mit der U23 in der Oberliga Baden-Württemberg, dazu die Vorbereitungen auf die Abi-Prüfungen. Im März wurde der Spielbetrieb in der Oberliga jedoch zunächst unterbrochen und später eingestellt. Der Lernstress blieb, fiel aber anders aus, mit mehr Homeoffice und weniger Präsenz in der Schule. Nujic blickt auf eine für ihn spannende Zeit zurück: „Der Verein hat mich immer unterstützt, ich konnte Nachhilfe in Anspruch nehmen. Ich konnte zudem ab und an mit den Profis trainieren, das war für mich schön, um den Kopf freizubekommen.“
Mit dem Abitur in der Tasche will er sich nun informieren, was für ihn ausbildungstechnisch infrage kommt. Derzeit liebäugelt der Torhüter mit einem Fernstudium im Sportbereich. „Ich will aber jetzt auch wieder Gas geben und mich mit der U23 auf die kommende Saison vorbereiten, in der wir uns als Team weiterentwickeln wollen“, betont Nujic, der sein Abitur in den Schwerpunktfächern Deutsch, Englisch, Mathematik und Sport absolviert hat.
Eintrittskarten wie bei einem Spiel in der 2. Liga
Neben Nujic erhielten noch 94 weitere Schülerinnen und Schüler ihr Zeugnis. Der SV Sandhausen und die Gemeinde Sandhausen hatten dem FEG hierfür die Feierstunde in der Heimspielstätte des SVS ermöglicht. Dabei griff ein besonderes Konzept, so erhielten die Schüler eigene Eintrittskarten, ähnlich wie zu einem Spiel in der 2. Liga, und nahmen somit fest zugeordnete Plätze ein. Das garantierte, dass während der Veranstaltung der nötige Sicherheitsabstand eingehalten wurde. Auch blieb der Kreis der Gäste kleiner als es bei Abiturfeierlichkeiten sonst üblich ist, teilnehmen durften neben den Schülern noch der Elternbeiratsvorstand, die Schulleitung, die Oberstufenberaterinnen und die Tutoren, weitere Angehörige konnten die Veranstaltung allerdings in einem Livestream verfolgen und empfingen die Abiturienten dann im Anschluss am Walter-Reinhardt-Stadion. Sämtliche Programmpunkte kamen davon abgesehen trotz der besonderen Rahmenbedingungen voll zur Geltung, musikalische Elemente und verschiedene Redebeiträge standen auf dem Programm.
„Für uns ist die Zeugnisvergabe etwas Besonderes, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Wir möchten uns herzlich bei Jürgen Machmeier, dem Präsidenten des SV Sandhausen, und der Gemeinde Sandhausen um die Stellvertretende Bürgermeisterin Eva Maria Eichler bedanken, die dies möglich gemacht haben“, sagte Peter Schnitzler, der Schulleiter des Friedrich-Ebert-Gymnasiums, im Rahmen der Feierlichkeiten. Er ergänzte: „In diesem Jahr müssen aufgrund der Corona-Pandemie viele Dinge anders organisiert werden, viele Dinge, die bisher normal waren, müssen derzeit ausfallen. Durch die Zeugnisübergabe in einem Fußballstadion können wir unseren Absolventinnen und Absolventen in dieser herausfordernden Zeit aber dennoch einen Abschluss anbieten, der besonders ist und an den sie sich gerne zurückerinnern werden.“