Fußball als Plattform für gesellschaftliche Themen
„Dieser Spieltag zeigt, dass der Fußball eine zentrale Rolle einnehmen kann, wenn es darum geht, wichtige gesellschaftliche Themen wie die mentale Gesundheit in den Mittelpunkt zu rücken“, betonte SVS-Geschäftsführer Volker Piegsa. „Dass die Idee direkt aus der Fanszene entstand, unterstreicht, wie groß die Kraft der Gemeinschaft sein kann, wenn sie sich für ein gemeinsames Ziel einsetzt“, so Piegsa weiter.
Aktionen, die bewegen und aufklären
Der gesamte Spieltag war von Aktionen geprägt, die aufklären und sensibilisieren sollten: Am Infostand der Robert-Enke-Stiftung kamen viele Fans ins Gespräch und informierten sich über die Themen Depression und damit verknüpfte Hilfsangebote. Die Becherspende brachte einen beachtlichen Erlös von 956 €, der an Trees of Memory e.V. gespendet wird, die Menschen mit Depressionen gezielt unterstützt. Im Halbzeit-Interview mit Ben Ellermann sprach der Rugby-Nationalspieler über seine Erfahrungen mit mentaler Gesundheit im Profisport und setzte ein starkes Zeichen für Offenheit und Solidarität. Besonderes Interesse weckte der Videogruß von Teresa Enke, der Witwe des verstorbenen Nationaltorwarts Robert Enke. Ihre Botschaft bewegte viele im Stadion und verdeutlicht die Wichtigkeit des Themas. Abgerundet wurde der Aktionsspieltag durch die Informationsbroschüre der aktiven Fanszene, die digital abrufbar war: Mit wertvollen Tipps für Betroffene und deren Umfeld leistete die Broschüre wertvolle Aufklärungsarbeit.
VR-Ausstellung "Impression Depression": Ein Blick in eine unsichtbare Krankheit
Ein weiterer Höhepunkt der Aktionswoche war die Wanderausstellung „Impression Depression“ der Robert-Enke-Stiftung, die am 28. Januar 2025 im GP Stadion Halt machte. Die immersive Virtual-Reality-Erfahrung ermöglichte es den Teilnehmern, sich auf eindrucksvolle Weise in die Gefühlswelt eines Menschen mit Depressionen hineinzuversetzen. Die Besucher zeigten sich tief bewegt von den realitätsnahen Einblicken, die ihnen geboten wurden. „Es ist eine Sache, über Depressionen zu lesen – aber durch diese Erfahrung bekommt man eine Vorstellung davon, was Betroffene tagtäglich durchmachen“, sagte eine Teilnehmerin nach der Veranstaltung. Die Ausstellung bot nicht nur intensive Einblicke, sondern regte auch zum Nachdenken und zum Austausch über die Krankheit an.
Diskussionsveranstaltung: Ein starkes Zeichen vor Ort und digital
Die Diskussionsveranstaltung am 29. Januar im GP Stadion rundete die Aktionswoche ab. Mit etwa über 40 Teilnehmern vor Ort und einer hohen dreistelligen Zahl an Aufrufen im Livestream wurde das hybride Format zu einem vollen Erfolg. Zahlreiche Fans nutzten die Gelegenheit, die Diskussion live mitzuerleben, und zeigten großes Interesse an den wertvollen Einblicken und Perspektiven der Redner.
Die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion, moderiert von Robert Michels (Partner bei Dentons), setzte sich aus Fachleuten und Vertretern der professionellen Sportwelt zusammen:
Dr. Petra Dahlmann nannte im Rahmen der Keynote zu Beginn viele Gründe, warum das Thema mentale Gesundheit für jeden eine große Relevanz besitzt und formulierte eine klare Botschaft: Wenn früh die richtige Hilfe gefunden wird, sind psychische Erkrankungen und vor allem Depressionen gut zu behandeln.
Ben Ellermann (Rugby-Nationalspieler und Movember-Ambassador) teilte offen seine Erfahrungen mit mentaler Gesundheit im Profisport und betonte die Bedeutung der Aufklärung auf diesem Gebiet.
Sebastian Jacob, ehemaliger Profi des 1. FC Saarbrücken, sprach über seine persönliche Sichtweise und die Rolle des Sports im Kontext von wiederholten schweren Verletzungen, die zum Karriereende führen.
Selina Koch, klinische Psychologin und Sportpsychologin, erklärte, welche Rolle die psychologische Betreuung im Leistungssport und Profifußball spielt und führte aus, in welchen Bereichen noch großer Bedarf besteht.
Lisa Heßler, ehemalige Geschäftsführerin des Handball-Zweitligisten Eulen Ludwigshafen, ergänzte mit ihrer Expertise aus dem Profi-Handball die Diskussion und zeigte die Vorteile von Psychologischer Betreuung im Leistungssport auf.
Oliver Trauter, Fan-Vertreter des SV Sandhausen, brachte die Perspektive der Kurve ein und hob hervor, wie wichtig Gemeinschaft in der Fankurve für den Austausch im Umgang mit mentalen Herausforderungen ist
Besondere Bedeutung gewann die Veranstaltung, da Teile des SVS-Profikaders freiwillig der Einladung und der Diskussionsrunde folgten. Diese bot nicht nur wertvolle Aufklärung, sondern vermittelte auch das Gefühl, dass mentale Gesundheit kein Tabuthema mehr sein darf – weder im Alltag noch im Sport. „Die Offenheit des Panels war beeindruckend und hat viele vor Ort, aber auch im Livestream, erreicht“, waren sich Teilnehmer und Zuschauer einig. „Eine wahrlich große Veranstaltung - wirklich vorbildlich. Großes Dankeschön“, resümierte ein Betrachter des Livestreams. Wer die gesamte Veranstaltung im Re-Live betrachten möchte, findet diese auf dem YouTube-Kanal des SV Sandhausen.
Ein Signal für die Zukunft
Die Resonanz auf den Aktionsspieltag und die begleitenden Veranstaltungen war überwältigend. Fans, Spieler und Verantwortliche zeigten, dass der Fußball nicht nur für Emotionen und Leidenschaft, sondern auch für Verantwortung und Solidarität steht. „Es war ein besonderer Tag, an dem wir nicht nur über mentale Gesundheit gesprochen, sondern ein Zeichen für den Abbau von Vorurteilen gesetzt haben. Wir möchten diese Botschaft in die Gesellschaft tragen – weit über den Fußball hinaus“, resümierte ein Vertreter der aktiven Fanszene.
Der SV Sandhausen bedankt sich bei allen Beteiligten für ihren Einsatz und ihr Engagement. Gemeinsam haben wir gezeigt: Mentale Gesundheit geht uns alle an. Und gemeinsam können wir etwas bewegen.
Weitere Informationen zu Trees of Memory
Der Verein Trees of Memory e.V. möchte Menschen, die einen geliebten Angehörigen oder Freund durch Suizid verloren haben, eine neue Lebensperspektive bieten. Durch fundierte Informationen und persönlichen Austausch in einem Netzwerk, das von Betroffenen zur Verfügung gestellt wird, möchte der Verein Hinterbliebenen langfristig durch die Phase der Trauer helfen.
Trees of Memory möchten auch diejenigen unterstützen, die selbst Suizidgedanken entwickelt haben, sei es durch die extremen psychischen Belastungen der Trauer oder als Folge von Depressionen. Dazu gehören Informationen darüber, wie Suizidalität entsteht, wie Freunde und Verwandte in solchen Situationen reagieren können und was Betroffene selbst tun können. Mit den Projekten „Mario läuft“ und den „Bäumen der Erinnerung“ erschafft der Verein an Orten rund um den Erdball sowie auf der eigenen Website im Bereich „Memories“ Erinnerungen an Verstorbene und eine ermutigende Perspektive für von Suizidalität betroffene Menschen.