SV SANDHAUSEN

„In der Schule habe ich ganz passable Aufsätze geschrieben“

Hans J. Wagner, vielen auch als „Hans74“ bekannt, schreibt gerne. Allerdings keine Artikel oder gar Bücher, sondern Spieltags-Eröffnungen. Und zwar im offiziellen Fanforum des SV Sandhausen. Unter seinem Pseudonym verfasst er unter großem Aufwand und mit viel Liebe zum Detail die Intros zu fast jedem Pflichtspiel der Schwarz-Weißen und trumpft dabei mit Informationen auf, bei denen so mancher Statistiker des DFB erblassen würde. Mit uns hat der 44-Jährige über seine große Leidenschaft gesprochen.

Hallo Herr Wagner, Ihre Beiträge im Fanforum genießen nicht nur bei den Forumsmitgliedern große Bewunderung. Wie sind Sie damals eigentlich zum SV Sandhausen gekommen?

„Ich komme gebürtig aus Heidelberg, habe lange in Eppelheim gewohnt und lebe jetzt in Oftersheim. Den SVS habe ich seit meiner Kindheit verfolgt, wenngleich es auch andere Vereine aus der Region gab. Außerdem hat mein Cousin Frank Scheuber Ende der 90er / Anfang der 2000er Jahre hier gespielt. Aber so richtig kennen und lieben gelernt habe ich den SV in der Aufstiegssaison 2011/12 und seither besuche ich die Spiele am Hardtwald regelmäßig. Mittlerweile habe ich auch eine Dauerkarte auf der INWO-Tribüne und bin Vereinsmitglied.“

Sie sind aktiv im Fanforum des SVS und nehmen dort eine besondere Rolle ein.

„Wir bekamen vor dreieinhalb Jahren einen neuen Paten für das Fanforum auf transfermarkt.de. Dieser schlug vor, dass jeder, der die Lust verspüre, eine Spieltagseröffnung zu schreiben, sich rechtzeitig im TM-Forum anmelden solle. Früher übernahm der Pate die Aufgabe selbst, mittlerweile handhaben es die Vereine ähnlich wie wir und verteilen die Arbeit auf mehrere Schultern. Unter den Freiwilligen war auch ich dabei und so entstand bei mir die Lust aufs Schreiben. Meine erste Spieltagseröffnung schrieb ich vor drei Jahren am vierten Spieltag gegen Heidenheim. Damals haben wir mit 13 Toren in den ersten drei Spielen einen neuen Zweitliga-Rekord aufgestellt. Es war also eine besondere Konstellation.“

Woher kommt Ihre Lust aufs Schreiben?

„Das ist eine gute Frage (lacht). Denn in dieser Hinsicht hatte ich vorher nie wirklich etwas gemacht. In der Schule habe ich ganz passable Aufsätze geschrieben. Zumindest habe ich bei meinen Mitschülern während dem Vortragen für Erheiterung gesorgt. Sie fanden die Texte meistens gut, im Gegensatz zu manchem Lehrer. Bei Diktaten war ich auch nicht allzu schlecht. Von Berufswegen her verfasse ich viele E-Mails und ich habe mir während meiner kaufmännischen Ausbildung das ein oder andere angeeignet, aber nie in die journalistische Richtung.“

Das alleine beruft aber noch nicht zum viel gelobten Spieltagseröffner im Fanforum, oder?

„Ein ausschlaggebender Punkt waren die Möglichkeiten des Internets. Dadurch kann ich wesentlich besser recherchieren und beispielsweise auch mit Links auf andere Seiten interagieren. Früher wäre das viel schwieriger gewesen. Heute kann ich mich gemütlich zu Hause hinsetzen und peu à peu meine Informationen zusammensuchen. Dabei suche ich immer nach den aktuellen Statistiken, aber auch mit den verschiedensten Suchbegriffen nach Anekdoten und Sprüchen. Irgendwann findet man zu jedem Spiel ein paar Besonderheiten, die man vorher nie auf dem Schirm hatte. Vieles kommt zufällig. Wenn wir gegen größere Vereine wie Köln oder Hamburg spielen, muss ich aufpassen, dass ich nicht zu sehr in die Recherche versinke. Denn damit könnte man mehrere Bücher füllen und ein zu langer Text kann schnell langweilig werden, was fatal wäre. Eine Spieltagseröffnung darf nie langweilig werden! Die längste Eröffnung habe ich damals vor dem DFB-Pokalspiel zu Hause gegen Schalke 04 geschrieben. Auf der anderen Seite bieten kleinere Vereine relativ wenige Infos an und da muss man auch mal in die Tiefe gehen. Im Moment stehe ich im SVS-Forum bei knapp 600 Beiträgen, wodurch ich im Forums-Status zum ‚Auswärtsfahrer‘ aufgestiegen bin. Und das, obwohl ich eigentlich gar nicht auf die Auswärtsspiele mitfahre.“

Was sagt denn Ihre Frau dazu?

(lacht) „Meine Frau meldet sich rechtzeitig, wenn ich meine Aktivitäten reduzieren soll. Wenn ein Projekt ansteht – das nächste ist das <link http: svsfans.forumprofi.de mannschaft-f1 external-link-new-window>Heimspiel gegen Greuther Fürth – fange ich meistens schon zwei bis drei Wochen vor dem Spiel an, zu recherchieren und sitze dann immer abends am PC. Aber für meine Frau bleibe ich stets anwesend und ich kann jederzeit unterbrechen. Es ist ja nicht so wie bei den Video-Schiedsrichtern vom DFB, dass ich mich ins stille dunkle Kämmerlein verziehe. Allerdings zeigt meine Frau wenig Interesse an Fußball. Nur bei einer WM oder EM schaut sie bei dem einen oder anderen Spiel zu. Unser diesjähriges 20-jähriges Hochzeitsjubiläum zeigt jedoch, dass wir außerordentlich gut zusammenpassen.“

Befassen Sie sich auch außerhalb des Forums mit dem Schreiben von Texten?

„Bei den Kollegen vom ‚Ligazwerg‘ hatte ich bereits das Privileg, zweimal Gastschreiber zu sein, was mir allerdings schwerer fällt, da meine Textbeiträge als Printmedium in Form einer Broschüre zu Papier gebracht werden müssen und ich somit nicht mit Links arbeiten kann. Ich habe große Hochachtung vor deren Leistung. Außerdem sind Claus Weber und Wolfgang Brück von der Rhein-Neckar-Zeitung schon mal auf mich aufmerksam geworden. Ich wies Herrn Brück einmal darauf hin, dass er und unser damaliger Trainer Alois Schwartz auf den Pressekonferenzen den Namen unseres Spielers Jakub Kosecki ständig falsch aussprachen. Herr Brück zeigte sich interessiert und schrieb netterweise einen kleinen Artikel über mich in der RNZ unter der Rubrik 'Kurz und Bündig'. Herr Weber zitierte mich nach meiner Eröffnung vor dem Heimspiel gegen Darmstadt 98 gegen Ende der Vorsaison. Das hat mich natürlich gefreut, aber ein Jobangebot habe ich von der RNZ noch nicht bekommen.“ (lacht)

Welche Themen werden denn so im Fanforum diskutiert?

„Es geht überwiegend um aktuelle Themen, die direkt den SV Sandhausen betreffen. Sowohl die Mannschaft und den sportlichen Bereich, aber auch administrative Dinge. Threads, die sich mit Aktivitäten außerhalb des Vereins befassen, sind eher die Ausnahme. Ab und an geht es um die Nebenkriegsschauplätze der Liga oder auch um ehemalige Sandhäuser Spieler. Die Idee mit der Online-Umfrage, die der SVS vor ein paar Wochen gestartet hat, fanden ich und auch die anderen Forums-Mitglieder übrigens hervorragend.“

Welchen Stellenwert hat für Sie der Austausch im Fanforum?

„Hier zeigen sich wieder die Vorzüge des Internets. Früher gab es das klassische Stadionheft, das es ja auch heute noch gibt, wodurch man sich informiert hat. Aber in der Woche zwischen den Spielen war dann eben Funkstille bis zum nächsten Spieltag, wenn man sich im Stadion wieder traf. Durch das World Wide Web hat man die Möglichkeit, den SVS jeden Tag fast hautnah zu verfolgen, insbesondere durch gängige Plattformen wie Facebook, Twitter oder Instagram. Das macht der SVS mittlerweile übrigens richtig gut, mit welcher Frequenz er neue Beiträge veröffentlicht. Es kommt immer wieder etwas Neues und so bleibt der Verein interessant.“

Welcher war Ihr bewegendster SVS-Moment?

„Natürlich erinnert man sich immer gerne an Aufstiege zurück. Aber der Aufstieg in die 2. Liga sticht da definitiv heraus. Das ist ja nach wie vor der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Beim letzten Saisonspiel zu Hause gegen Heidenheim war ich im Stadion und habe die Pokalübergabe und die Aufstiegsfeier miterleben dürfen. Ich muss aber sagen, dass auch das 4:0 gegen den FC Ingolstadt beim Amtsantritt von Uwe Koschinat einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Das fühlte sich damals wie ein Brustlöser an. Schade, dass das Niveau in den darauffolgenden Spielen wieder verflacht ist.“

Und welcher Moment war Ihr speziellster?

„Das Heimspiel gegen Hannover 96, die damals bei uns den Aufstieg in die Bundesliga gefeiert haben. Um uns herum waren einige, nicht mehr nüchterne 96-Fans, die bereits während des Spiels die Kontrolle über sich selbst verloren hatten. Was damals hier im Stadion und auch im Ort alles so passiert ist, muss ich ja nicht noch einmal erwähnen. Das war außergewöhnlich und hinterließ einen einschneidenden Eindruck. Bewundernswert fand ich aber dann wiederum das Heimspiel gegen den HSV am zweiten Spieltag der aktuellen Runde. Da hatten wir ebenfalls ein volles Haus, aber mit einer total friedlichen Atmosphäre, auch bei den Fans beider Mannschaften untereinander.“

Vielen Dank für das Interview!

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