SV SANDHAUSEN

Das Team hinter dem Team: Der Analyst

Marcus Fritz ist Videoanalyst und Co-Trainer des SV Sandhausen. In seinem Job kennt er die Stärken aller Mannschaften – und auch deren Schwachstellen.

„Es ist sehr viel Fleißarbeit“, gesteht Fritz, während er in eine Spielszene vertieft die Bildschirme im Blick hat. Für seinen Job als Videoanalyst braucht er nicht viel: Neben seinem Laptop, einem Tablett und entsprechender Software nutzt Fritz die Spielbilder der DFL, den Scouting Feed. 

Aus diesem Videomaterial sucht sich der Videoanalyst die entscheidenden Szenen heraus und legt sich so eine große Datenbank an. Durch Schlagworte und Notizen wird die Datenflut durchsuchbar. Vor jeder Begegnung schaut Fritz bis zu vier vergangene Spiele. Hat er genügend Material zusammen, muss er eine Auswahl treffen: „80% meiner Arbeit bekommt kein anderer zu sehen. Ich muss die wichtigsten Szenen herausarbeiten, filtern und dem Cheftrainer und der Mannschaft präsentieren“, erklärt Fritz. Die komprimierte Version seines Tagwerks sieht die Mannschaft in einer Sitzung in 15 bis 30 Minuten. 

Als ersten Schritt schaut Fritz eine der letzten Spiele des kommenden Gegners in realer Geschwindigkeit.  Diese erste Partie ist sehr arbeitsintensiv, da hier sehr akribisch alle Details berücksichtigt werden: Um das Videomaterial nutzbar zu machen, wird es von Marcus Fritz an vielen Stellen händisch digital aufbereitet. Es werden Linien gezogen, Räume markiert, Blickrichtungen und Spieler über mehrere Aktionen verfolgt. So werden erkannt, um diese für das eigene Spiel nutzbar zu machen. 

Zwischen Training und Analyse

Im Trainingsbetrieb ist die Aufgabe von Marcus Fritz zweigeteilt: Als Videoanalyst ist er für die technische Umsetzung vor Ort verantwortlich, betreut die Kamera und wertet die Aufzeichnungen im Anschluss aus. Gleichzeitig gilt es, als Co-Trainer die Arbeit des Chefcoaches zu unterstützen. Das erfordert eine gute Planung: „Im Training habe ich oft eine Doppelrolle zwischen der Aufgaben eines Co-Trainers und der des Videoanalysten“, erklärt Fritz. Es komme vor allem auf „eine gute Planung und Vorbereitung“ an, wie der 28-jährige Übungsleiter erklärt. 

Umfangreiche Vorbereitung

Die Arbeit am Spieltag startet bereits wenige Tage nach dem letzten Spiel: Wenn die Videoanalyse zur Vorbereitung abgeschlossen ist, präsentiert Fritz diese gemeinsam mit seinen Trainerkollegen der Mannschaft. Bis zum Spiel gilt es, die Spieler in Einzelgesprächen individueller auf den Gegner vorzubereiten: „Manche Spieler kommen aktiv auf mich zu und wollen mehr erfahren“, so Fritz. Sie erhalten dann maßgeschneiderte Analysen, bereitgestellt in einer Cloud: „So kann die Inhalte jeder so durchgehen, wie es ihm passt. Zuhause, im Bus oder vor dem Training“, erklärt Fritz.

Videoanalyse in Echtzeit

Am Spieltag selbst reist Fritz mit der Mannschaft an. Nach dem Aufwärmen und der Taktikbesprechung überprüft er die technischen Gegebenheiten und checkt alle Systeme. Ausgestattet mit Laptop, Tablet und Funkgerät ist Marcus Fritz‘ Platz während der Partie auf der Pressetribüne. Dort erhält er vom Übertragungsdienstleister Sportcast einen sogenannten IP-Feed, über den alle Videoanalysten der Liga Zugriff auf die Live-Bilder der Kameras haben. Bis zur Halbzeit nutzt Fritz seinen geschulten Blick in erhöhter Position und hilft dem Trainerteam, die Mannschaft optimal auf die zweite Halbzeit vorzubereiten. 

 Während der Partie speichert sich Fritz bereits die wichtigsten Szenen für die ausführliche Analyse nach dem Spiel ab. Mit dem Schlusspfiff beginnt für Fritz der intensivste Teil seiner Arbeit: Nun gilt es, bis zum Folgetag die Partie in einer vollständigen Analyse vorzubereiten, um sie der Mannschaft zur Besprechung vor dem Auslaufen präsentieren zu können. 

Als „Laptoptrainer“, wie die junge und technikaffine Generation häufig belächelt wird, sieht sich Fritz nicht. Natürlich „kommt ab und an ein lustiger Spruch von Freunden“, doch böse sei das nie gemeint. Stattdessen ist es für Fußballtrainer zum Alltag geworden, technische Unterstützung von der Tribüne zu erhalten. 

Ein bisschen Spaß muss sein: Marcus Fritz (rechts) ist als Co-Trainer und Videoanalyst ganz nah an der Mannschaft und pflegt ein sehr gutes Verhältnis zu den SVS-Profis

Wenn das meterhohe Kamerastativ aufgebaut ist, braucht Marcus Fritz nur noch sein Tablet

Videoanalyse: Marcus Fritz schult die Mannschaft und bereitet sie mit den Ergebnissen seiner Videoanalyse auf die Gegner vor

Im sehr vielseitigen Analyseprogramm baut Fritz in viel Fleißarbeit umfangreiche Videoanalysen zusammen. Aufmerksame Zuschauer erkennen Ähnlichkeiten zu Analysen in Sportsendungen, die meist deutlich weniger ins Detail gehen.

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